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Eröffnung der Ausstellung „Berührungen“ AKH – Galerie 2000

 

Dr. Georg Schönbeck, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Wien

 

 

Meine Damen und Herren, liebe Künstlerin!

Sie werden sich fragen, was wird denn der Psychiater jetzt zu dieser Ausstellung sagen, sprechen doch diese Werke für sich. Es ist ja gerade der nichtsprachliche Ausdruck, den wir hier bewundern und der das Wesen dieser Kunstwerke ausmacht, die Vielfältigkeit, die da drinnen liegt. Ich werde mich trotzdem bemühen, ein paar Worte dazu zu sagen. Ich war ursprünglich sehr verblüfft, als Beatrix Kaser mich gebeten hat, Sie in ihre Ausstellung einzuführen. Ich als Nicht - Kunsthistoriker, als nicht wirklich Kundiger habe mich dann aber doch von ihr überzeugen lassen. Erstens einmal aufgrund der Tatsache, dass ich als Psychiater sehr häufig versuche Nichtsprachliches zu kommentieren oder in die Sprache zu erheben und damit vielleicht besser erkennbar zu machen. Andrerseits ist es auch der Ort, diese große Schau der Werke von Beatrix Kaser in der Eingangshalle des Wiener AKH und damit die Verbindung von Medizin und Kunst, der mich dazu veranlasst hat. Diese Verbindung von Medizin und Kunst ist etwas, was mich schon lange beschäftigt. Gelegentlich mache ich auch kleine Ausstellungen und Vernissagen in meiner Ordination., wo ich versuche diese Verbindung zum Ausdruck zu bringen, in meinem Fach speziell: Heilertum, künstlerische Gestaltung. Ich denke, das hat sehr viel miteinander zu tun und kommt gerade im Werk von Beatrix Kaser sehr zum Ausdruck. Meine Damen und Herren, was sehen wir eigentlich hier? Wir sehen relativ deutlich eine Reihe von Köpfen, Herzen, einzeln oder zu zweit, ganze Figuren, menschliche Figuren, weibliche Figuren, zum Teil speziell heraus gearbeitet Hände, Füße, Bandagen, Risse, Fehlerhaftes, scheinbar Fehlerhaftes, das Ganze gleich in Serien, in Reihen, in leichten Abwandlungen, manchmal auch kräftigen Abwandlungen. Es ist also auch eine zeitliche Abfolge dabei zu erkennen. Was berührt uns an dieser Kunst? Mich jedenfalls berührt die Tatsache, daß uns Beatrix Kaser etwas erzählt. Sie erzählt uns ihr Leben: Geburt, Wachstum, Denken, Lieben, Verlieben, Öffnungen, Verschließungen, Einbandagierungen, Stillstand, Schreie, verhaltene Schreie, Schmerzhaftes und Heilsames. Mich berührt dieses bewußte zur Schau stellen und was Beatrix Kaser macht, nämlich teilweise ihre Gefühle preiszugeben und damit einen ganz starken Appell an uns zu richten, uns zu berühren und uns selbst anzuregen, diese Emotion weiter zu tragen. Wir spüren geradezu, wie sie sich einwebt, wie sie es selbst nennt. Sie beginnt von oben. In den einzelnen Werken sind im oberen Bereich ruhigere Stellen zu sehen. Je weiter sie dann nach unten kommt, desto mehr webt sie sich hinein. Sie lässt sich vom spröden Material Sisal berühren. Sie spürt sich dabei selbst. Es kommt schließlich erst dann in der Berührung und in der Gegenbewegung, in der Sperrigkeit dieses Materials zur Gestaltung der endgültigen Form. Sie ist dann selber oft erstaunt, was zum Schluß herausgekommen ist, wobei dies natürlich schon im Konzept vorgegeben ist. Die endgültige Form entsteht jedoch erst in der Auseinandersetzung mit dem Material . Sie webt wie im Rausch, sie vergißt dabei alles und was dann herauskommt hat einen besonderen Zauber. Diesen Zauber webt Beatrix Kaser in ihre Werke ein. Es ist ein Zauber, der von weit her kommt und den wir spüren, wenn wir die Werke betrachten oder sie selber berühren. Gott sei Dank, ist es ein guter Zauber, es ist eine gute Berührung, eine heilsame Berührung, die von den Werken ausgeht, weil ihre Intention eine gute, eine heilsame ist. Es ist wohltuend, weil es ein menschenfreundlicher Zauber ist, frauenfreundlich, nicht männerfeindlich, auch das empfinde ich als wohltuend. Die Kunstwerke, die hier am Eingang in das wohlgeordnete Labyrinth des AKH ausgestellt sind, berühren uns gut. Sie helfen uns dabei, das alles gut gelingen möge, nämlich denen, die da eintreten in diese Hallen, den Patienten, aber auch den Ärzte und dem Pflegepersonal, sowie allen, die hier mitwirken am gemeinsamen Werk der Heilung. Es klingt für mich etwas an, was auch in der großen alten Höhle von Lascaux zu sehen ist, etwas archaisches. Ein Zauber, der , wie dort in der Höhle von Lascaux, vermutlich Glück auf der Jagd bringen soll, soll uns hier in diesem Haus eine glückhafte Genesung bringen. Wir danken dir Beatrix Kaser für diese schönen Werke und lassen uns gerne von ihnen berühren.

 

Dr. Georg Schönbeck, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Wien